INVASIVES

Der Götterbaum kommt schnell - wehret den Anfängen


10.08.25 Auf der Promenade ist er - noch - nur vereinzelt zu sehen. Doch das kann sich schnell ändern und dann ist er eine akute Gefahr für die vielfältige Flora und sogar für Bürgersteige und Häuser. 


In anderen Orten Berlins und vielen anderen Ländern der Welt ist der einstmals als Zierbaum aus Asien heimisch gemachte Baum zu einer wahren Plage geworden. 

Der Götterbaum (Ailanthus altissima), einst wegen seiner schnellen Wuchskraft und exotischen Ausstrahlung als Ziergehölz geschätzt, hat sich in vielen Teilen der Welt zu einem unaufhaltsamen Eroberer entwickelt – ein grüner Aggressor, dessen Ausbreitung längst nicht mehr nur eine botanische Kuriosität ist, sondern ein globales Problem.

Seine Wurzeln dringen tief und aggressiv in den Boden, spalten Pflaster, sprengen Mauern und hebeln Fundamentplatten aus, als wären sie bloß lose verlegte Steine.

Ganze Straßenzüge in alten Stadtvierteln tragen die Narben seines unermüdlichen Wachstums. Wo er Fuß fasst, verdrängt er heimische Pflanzen gnadenlos, schiebt sich mit seinem rasanten Höhenwachstum ins Licht, raubt anderen das Sonnenlicht und verändert die Zusammensetzung ganzer Ökosysteme.


Fotos: Uta Baranovskyy




In Südeuropa, etwa in Rom, wächst der Götterbaum selbst in den Mauerritzen jahrhundertealter Bauwerke und bedroht historische Substanz – Wurzeln kriechen in Fugen, lockern Steine, lassen Mörtel zerbröseln.

In den USA, besonders im Osten, hat er sich wie ein grün-graues Netz über brachliegende Industrieareale und Gleisfelder gelegt; selbst giftige Industrieabfälle schrecken ihn nicht, denn er gedeiht auch dort, wo andere Arten längst aufgeben.

In Australien sprengt er mit seinem kräftigen Wurzelwerk Asphaltdecken, unterwandert Straßen und verdrängt ganze Bestände einheimischer Eukalypten aus der Nähe besiedelter Gebiete.

Und in Deutschland, etwa im Rheinland oder in Berlin, erobert er Bahndämme, Brückenbauwerke und Friedhofsanlagen – sein süßlich-beißender Blütengeruch kündigt seine Präsenz an, noch bevor man die ersten gefiederten Blätter sieht.

Das Gefährliche am Götterbaum ist nicht nur seine Zähigkeit, sondern auch seine Strategie:

Selbst wenn er gefällt wird, treibt er aus Wurzeln und Stümpfen wieder aus, oft mit noch mehr Energie als zuvor.

Er nutzt jede Bruchstelle, jede lockere Fuge, jede verlassene Fläche, um seine Kolonien auszudehnen.

In einer Welt, in der invasive Arten durch Handel und Klimawandel immer weitere Verbreitung finden, ist der Götterbaum zu einem stillen, aber unaufhaltsamen Angreifer geworden – ein grüner Feind, der nicht durch spektakuläre Blüten oder Früchte auffällt, sondern durch seine Fähigkeit, unbemerkt ganze Landschaften und Städte nach seinen Regeln umzuformen.



Der Kampf gegen den Götterbaum (Ailanthus altissima) ist in vielen Ländern zu einer langfristigen und teils verzweifelten Aufgabe geworden, da herkömmliche Methoden wie einfaches Fällen oder Ausgraben oft das Gegenteil bewirken –

der Baum treibt noch kräftiger aus. Deshalb setzen Städte und Länder heute auf gezielte, kombinierte Maßnahmen, um seiner Ausbreitung Herr zu werden.

Deutschland – Berlin und Rheinland
In Berlin, wo der Götterbaum besonders auf Bahndämmen, in Baulücken und an historischen Mauern wuchert, arbeitet die Senatsverwaltung für Umwelt mit der Deutschen Bahn und dem Landesdenkmalamt zusammen.

Hier werden die Bäume nicht einfach abgesägt, sondern kontrolliert mit Herbiziden injiziert, die direkt in den Stamm gegeben werden, um das Wurzelwerk abzutöten.

Dabei wird streng darauf geachtet, die Mittel nur in geschlossenen Systemen einzusetzen, um Schäden an anderen Pflanzen zu vermeiden. Im Rheinland, etwa in Köln, kommen zusätzlich mehrjährige Rodungsprogramme zum Einsatz:

Nach der chemischen Bekämpfung werden Flächen mehrfach im Jahr kontrolliert und nachwachsender Austrieb sofort entfernt.


Italien – Rom
Rom steht vor einer besonderen Herausforderung, da der Götterbaum dort historische Bauten wie die Aurelianische Mauer oder antike Ruinen angreift.

Die Stadtverwaltung und Denkmalschutzbehörden setzen auf eine Kombination aus manuellem Entfernen junger Pflanzen und dem gezielten Injizieren von Herbiziden in Bohrlöcher älterer Exemplare.

Wegen des Denkmalschutzes dürfen keine großflächigen chemischen Sprays verwendet werden, sodass jede Pflanze einzeln behandelt wird – ein aufwendiger und teurer Prozess.





USA – Pennsylvania und New York
In Pennsylvania gilt der Götterbaum als Wirtspflanze der invasiven Spotted Lanternfly, was die Bekämpfung dringlicher macht.

Dort werden „Trap Trees“ eingesetzt – große Götterbäume, die gezielt mit Insektiziden behandelt werden, um die Lanternfly-Population zu reduzieren, während alle umliegenden Götterbäume gefällt und chemisch behandelt werden.

In New York City setzt das Parks Department auf mehrjährige Monitoringprogramme und freiwillige Helfergruppen, die junge Bäume frühzeitig entfernen, bevor sie tief wurzeln können.




Australien – Canberra und Sydney
Australien stuft den Götterbaum als gefährliche invasive Art ein, vor allem in Städten.

Hier wird er im Rahmen städtischer Umweltprogramme vollständig mit Wurzeln entfernt, sofern er in sensiblen Ökosystemen wächst.

An schwer zugänglichen Stellen wie Straßenrändern oder Industriebrachen wird eine kombinierte Methode aus Ringeln (Entfernen eines Rindenstreifens) und chemischer Nachbehandlung angewandt, um den Baum verhungern zu lassen.

Schweiz – Tessin
Im Schweizer Kanton Tessin, wo der Götterbaum besonders im milden Klima stark wächst, wird seit einigen Jahren auf integriertes Management gesetzt:

mechanische Entfernung, punktuelle chemische Behandlung, Nachkontrolle über mehrere Vegetationsperioden und – wo möglich – Anpflanzung konkurrenzstarker einheimischer Bäume wie Eiche oder Ahorn, um die Rückkehr des Götterbaums zu verhindern.


Das Fazit aus allen Ländern ist eindeutig:
Ein einmal etabliertes Vorkommen kann nur durch langfristige, wiederholte Maßnahmen kontrolliert werden – oft über fünf bis zehn Jahre hinweg. Einfache „Einmalaktionen“ führen fast immer dazu, dass der Götterbaum noch stärker zurückkommt.

In der Promenade sollte jetzt schon begonnen werden, die Götterbaum-Aggression  zu verhindern, bevor es zu spät und zu teuer wird. 






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