Berliner Lebensräume von Amphibien in Gefahr

25.09.25 Biotope und Amphibien in Berlin verschwinden. Regelmäßig sind Mitarbeiter des BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, in Berlin unterwegs, um den Zustand der Kleingewässer zu erkunden. Wie zum Beispiel Norbert Prauser vom Team Naturschutz, der an die Redaktion die folgenden Infos schickte. Foto: BUND
Aus dem BUND-Kleingewässerreport 2022/2023
Der dritte Kleingewässer-Report des BUND Berlin zeigt leider den traurigen und bitteren Alltag.
Über die Hälfte der 157 untersuchten Pfuhle und Teiche in Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Marzahn-Hellersdorf leiden unter bedrohlichem Wassermangel oder sind ausgetrocknet.
In der Folge schwinden die Amphibienlebensräume.
Nur knapp 40 Prozent der Gewässer sind in einem guten Zustand als Lebensräume für Lurche. Zehn von 13 in Berlin vorkommenden Lurchen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Vor allem der Lebensraumverlust an Land und an Wasser durch Bebauung, Wassermangel und Pflegedefizite stellen eine große Gefahr dar.
Das ist das niederschmetternde Ergebnis des nun vorgelegten Kleingewässerreports 2022/2023 des Umweltverbands BUND Berlin.


Auch die Kleingewässer-Biotope im Bürgerpark Marzahn versumpfen und verschilfen immer mehr.
Über die Hälfte der Gewässer werden von den Straßen- und Grünflächenämtern (SGA) der Bezirke unterhalten, ohne dass sie die dafür nötigen Mittel vom Land erhalten.
Eine gute ökologische Pflege der Kleingewässer erfordert gut geschultes Personal, neue Techniken und entsprechende Ressourcen. Das Land muss die Bezirke ausreichend unterstützen.
Der aktuell schlechte Zustand der Gewässer ist auch auf die Einleitung von Mikroplastik, Schwermetallen und weiteren Schadstoffen zurückzuführen, die vor allem von verunreinigten Straßen, Dächern und Wegen stammen und mit dem Regenwasser über die Kanalisation in Bäche, Gräben und Seen gelangen.
Mit der Ableitung des Wassers sind die Berliner Wasserbetriebe (BWB) beauftragt, die aufgrund der jetzigen Gebührenregelung ihre Einnahmen nicht für Natur- und Renaturierungsmaßnahmen einsetzen dürfen.
Das muss sich ändern. Die Wasserbetriebe haben bei ihrer diesjährigen Bilanz-Pressekonferenz öffentlich den Willen dazu bekundet.
Zehn-Punkte-Programm einen Leitfaden für das Krisenmanagement
In einem ersten Schritt müssen besonders wertvolle Amphibien-Lebensräume berücksichtigt und unter dem Titel „50 lebendige Kleingewässer für Berlin – Amphibien schützen“ zu behebende Pflegedefizite aufgearbeitet werden.
Eine mögliche Erklärung für die schlechten Ergebnisse in Marzahn-Hellersdorf findet sich in den zahlreichen und tiefgreifenden Landschaftseingriffen der Vergangenheit. Es handelte sich um die Aufgabe der Rieselfelder und die großräumigen Trockenlegungen als Voraussetzung für die Entstehung neuer Stadtteile.
Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2017 in Marzahn-Hellersdorf wurden viele Mittel für die Gestaltung der Grünanlagen ausgegeben, u. a. auch für Kleingewässer-Neubauten.
Während die Finanzierung sich lediglich auf die Planung und Umsetzung konzentrierte, wurden der spätere Unterhalt und die Pflege nicht berücksichtigt. Das führt dann unter Umständen zu schlechter und gar keiner Pflege der Gewässer. Beispiele dafür finden sich im Bürgerpark Marzahn oder Jelena-Šantić-Friedenspark.
Oftmals hat das Gartenamt kaum Geld für die tägliche Gewässerpflege und wird mit den Herausforderungen von Renaturierungsmaßnahmen alleine gelassen.
Im Jahr 2022 erhielten die Berliner Wasserbetriebe (BWB) 1,809 Euro Niederschlagswassergebühr pro Quadratmeter entwässerte Grundfläche pro Jahr von den Flächeneigentümern.
Aber die Verantwortung für das Wasser endet sozusagen am Einleitungsrohr.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Berlin keinen gebührenfinanzierten Wasser- und Bodenverband der Wasserrenaturierungsmaßnahmen aus diesen Gebühren heraus finanziert.
Dabei wäre das durchaus möglich, gemäß §13 Abwasserabgabengesetz (18) sind die Abgaben so zu nutzen, dass es dem Erhalt bzw. der Verbesserung der Gewässergüte dient.
Gemäß Titel 89101 im Einzelplan 07 Umwelt des aktuellen Landeshaushaltes erhalten die Berliner Wasserbetriebe einen Zuschuss von 7 Millionen EUR, um davon auch die Kleingewässer zu sanieren.
Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber bei weitem nicht aus, um die Vielzahl der belasteten Kleingewässer in den kommenden Jahren zu entschlammen bzw. anderweitig ökologisch zu verbessern.
Der ganzen Report hier herunterladen:
