Ein Korsett wird der Trägerin auf den Körper maßgeschneidert
Die einzelnen Schnttteile liegen auf dem ausgesuchten Stoff. Rechts: Die Korsettschneiderin Daria Graf liebt es ebenfalls Korsetts zu tragen. Foto: privat
Ein Kleid mit Korsett und langem Rock aus bestickter Spitze für 500 Euro ist jetzt in einem Schaufenster in der Marzahner Promenade 31 C zu bestaunen.
„Ja, sind wir denn in Baden-Baden auf der Langen Straße? Wer soll sich das denn leisten können?“, mögen sich einige Passantinnen schon gefragt haben.
Sicher mögen sie auch gedacht haben, das Kleid ist wirklich schick!
Die Inhaberin des Geschäftes Daria Graf ist Maßschneiderin. Den Beruf erlernte sie in Deutschland.
Doch um die Anfertigung eines richtigen Korsetts zu erlernen, begab sich die gebürtige Russin zu einer Spezialausbildung nach St. Petersburg.
Ein Korsett ist kein Kleidungsstück von der Stange.
Es wird mit den Maßen der späteren Trägerin auf den Leib geschneidert.
Schon im 15. Jahrhundert trugen Damen und sogar Herren Korsetts. Seither ist es aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken.
Damit es sitzt wie es sitzen soll, möglichst enganliegend und die Taille um einige Zentimeter, (zwischen 5 und 15) schmaler zu machen, sind zahlreiche Arbeitsschritte nötig. Das hat eben seinen Preis.
Maßschneiderin Graf plaudert aus ihrem Nähstübchen:
Als erstes bespricht man mit der Kundin, was sie für ein Korsett haben möchte.
Es gibt da einige Auswahl: Vollbrust-Korsett, Unterbrust-Korsett, Korsett mit Cups, Dessous-Korsett.
Dann wird Maß genommen und der Schnitt auf Papier konstruiert.
Das ist der schwierigste Teil der Korsettkunst. Die Papierschnittmuster werden nun auf einfachen Nesselstoff übertragen und ein Korsettmuster daraus genäht.
Mit diesem Vor-Korsett kann bei der Anprobe am Körper der Kundin noch einmal exakt nachjustiert werden.
Erst wenn alles absolut passt und die Kundin zufrieden ist, kann genäht werden. Ein Korsett besteht aber nicht nur aus Stoff. Dafür benötigt man weiterhin:
- ein spezielles Korsettnetz
- Metallstäbchen und passende Endkappen
- Spiralfedern (Metall)
- Tunnel für Stäbchen
- Cups Stäbchen (Rund)
- Ösen
- Baumwollstoff
- Schaumstoff für Cups
- Satinband für Schnüren
- und bei manchen Modellen auch Metallverschlüsse, um das An- und Ausziehen zu erleichtern
Die Schneiderin benötigt neben einer Nähmaschine auch eine Presse für die Ösen, eine Metallschere für die Stäbchen und unterschiedliche Zangen zum Befestigen der Endkappen.
Daria Graf versichert, dass ihre Korsetts nicht das Atmen erschweren.
Ein maßgeschneidertes Korsett macht viele Stunden Arbeit und kostet im Schnitt 350 Euro.
Dafür hat die Trägerin ein Kleidungsstück, dass alle Blicke auf sich zieht bzw. auf den so wohlgeformten Körper.
Die Maßschneiderin hat auch Tipps, wie eine Korsettkundin ihr tolles Kleidungsstück auch ganz allein schnüren kann.
Diesen Trick verrät sie bei der letzten Anprobe.
Fotos: Catrin Bach
Vorteil gegenüber Mitanbietern: Zeit zum Zuhören
Viele ältere, alleinstehende Menschen wohnen in den Häusern rechts und links von der Promenade.
Die gehen oft auch nur deswegen aus dem Haus, weil sie einmal unter Leute kommen wollen, jemanden treffen, mit ihm ein Wort reden.
Das ist wichtig für einen Menschen, vor allem für Ältere, für ihre Lebensqualität.
Das zumindest beobachtete Simone Stark. Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist sie Inhaberin von „E&B Einfach. Billig. Will-ick“, MP 28.
Das Geschäft mit seiner breiten Obst- und Gemüse-Auslage kennt hier wohl jeder Anwohner. Seit 2014 bietet es in überschaubarer Geschäftsgröße Obst und Gemüse, das alle zwei Tage frisch geliefert wird, Wurst, Milchprodukte und Haushaltsartikel an.
Von Anfang an herrschte das Prinzip des Tante-Emma-Styles, meint Simone Stark.
Denn schon, bevor sie das Geschäft als Inhaberin übernahm, arbeitete sie hier als Buchhalterin. Das Prinzip behielt sie bei.
Der Tante-Emma-Vorzug ist heutzutage die persönliche Beziehung und auch Dienstleistungsbereitschaft der Händler und ihrer Kunden.
Ganz im Gegensatz zu den Discountern und Supermärkten, wo die Kassiererinnen danach vergütet werden, wie schnell sie die Waren über den Scanner ziehen.
Für persönliche Worte bleibt keine Zeit.
Frisches Obst und Gemüse vor der Tür und immer ein freundliches Wort für die Kunden - Inhaberin Simone Stark vertraut voll auf den Tante-Emma-Style. Foto: Uta Baranovskyy
Anders bei E&B. Ob an der Kasse vor der Ladentür, beim Abverkauf von heißer Bratwurst, Bockwurst oder Boulette oder beim Einpacken-helfen von Obst und Gemüse.
Die Mitarbeiterinnen haben immer ein offenes Ohr, ein kleines Gespräch für ihre Kundinnen und Kunden.
„Wie geht es Ihnen?“, „Was machen Ihre Kinder oder Enkelkinder?“, „Wie war Ihr Tag?“ genügt schon, um das Herz der Kunden zu erfreuen.
Diese danken es mit Treue zu ihrem liebenswerten Tante-Emma-Laden.
Alexandra Kippnick, Anja Grimm, Simone Stark,Nicole Kobeleff Fotos Catrin Bach
Eltern-Führerschein - Eltern gehen zur Schule
l.: Claudia Mohr, Geschäftsführerin des Vereins "starke familien", Beratungs- und Familientraining
Foto: Internet
In der MP 40 machen die Mitarbeiter etwas ganz Bemerkenswertes: Sie bieten Menschen, die schon Eltern sind, an, das Elternsein zu erlernen. Und sie setzen noch eines drauf. Die Eltern können hier einen Elternführerschein erwerben.
Lassen wir die Verantwortliche selbst sprechen. Claudia Mohr ist Diplom-Psychologin und Geschäftsführerin von „starke familien e.v.“. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt bietet der Verein Familien unterschiedliche Hilfen an.
„Wir holen die Familien dort ab, wo sie stehen. Dabei verfolgen wir das Ziel, dass Eltern in die Lage versetzt werden, ihre Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu erziehen“, so Frau Mohr.
Ein Projekt nennt sich „Eltern machen Schule“, was aber eigentlich bedeutet: Eltern gehen zur Schule.
Da persönliche Beratung vor Ort zurzeit sehr eingeschränkt möglich ist, wird die Internetseite zum Lern-, Beratungs- und Austauschort. https://www.starkefamilie.net/
Unter dem Button „Eltern machen Schule“ finden lernwillige Eltern ein gut sortiertes Videoangebot. Worum geht es ganz allgemein? Zu lesen ist:
„Liebe Eltern, liebe Erziehende!
Eltern werden ist nicht schwer – Eltern sein dagegen (manchmal) sehr. So oder so ähnlich geht es vielen Eltern und Erziehenden, denn sie stehen täglich vor neuen Herausforderungen.
Familien haben wenig Zeit und viel Druck: Geld verdienen, Termine organisieren, Probleme innerhalb der Familien, wenig Unterstützung von außen…
Außerdem haben wir das Erziehen nicht gelernt und die Fülle von Erziehungsratgebern hilft auch nicht gerade weiter, wenn das Kind mit einem Wutanfall vor einem steht. Kennen Sie das auch…
Auch wenn Sie schon ahnten, dass sich Ihr Familienleben nicht wie in der Werbung abspielt (die Großfamilie sitzt fröhlich beieinander und die Kinder sind lieb und artig), sind vielleicht Probleme aufgetaucht, mit denen Sie nicht gerechnet haben.
Die gute Nachricht ist, dass Sie hier hilfreiche Tipps für den Alltag mit Kindern bekommen.“
Neben den Lehrvideos gibt es zum täglichen Nachlagen Handbuch.
Eine kostenlose Leseprobe ist auf der Internetseite auch zu finden.
Fotos: Catrin Bach